Freitag, 14. Dezember 2007

Grizzly Marathon


Dieser Sommerurlaub sollte anders werden.
Ich war dieses Jahr Zürich, D üsseldorf und Stockholm in persönlicher Bestzeit gelaufen und wollte für die deutschen Herbstläufe fit bleiben., ein kleiner “Urlaubsmarathon” wäre also angebracht.
Auf der Internetseite www.runningintheusa.com tippt man auf einen Bundesstadt und bekommt alle Läufe aufgelistet.
Sofort fällt ein Name ins Auge: “Grizzly Marathon”

“Ey Alder, der name funzzt “ Ohnehin zwischen Glacier Nationalpark und Yellowstone Nationalpark gelegen, lag der Lauf in der Kleinstadt Choteau auf meiner geplanten Route.

Der Lauf führt durch die Grizzybär-Erholungszone, die Website verspricht: “The course will be well-monitored for runner`s safety”, so dass keine Gefahr bestünde von einem Grizzly überholt zu werden Ein Zeitlimit von 7 !!!!!! Stunden zeigt schon , dass der Lauf nicht einfach sein würde.

3 Wochen vorher lande ich in den USA. Die folgenden Trainingsläufe in den Nationalparks Nordamerikas zählen zu den schönsten Lauferlebnissen.Zwar werde ich des Öfteren von Rangern ermahnt, aufs Laufen zu verzichten, um nicht den Jagdinstinkt der Bären und Pumatts zu wecken, und auch die Reaktionen mancher in ihren klimatisierten Autos sitzenden Amerikaner, von Mitnahmeangeboten bis zu Erinnerungsfotos machen das Laufen in diesem Land des fastfoods nicht einfach, jedoch zählen meine Trainigsläufe in dieser grandiosen Natur zu den schönsten Urlaubserinnerungen.

Einen Tag vor dem Laufe reise ich in Choteau an. 227 Marathonläufer und etwa noch mal so viele Halbmarathonläufer füllen in den nächsten Stunden die kleine Stadt mit etwa 1700 Einwohnern.
Im besten Motel der Stadt ist die Startnummernausgabe. Der Rummel in dem kleinen Raum wird auch noch von einigen Stadtbewohnern genutzt um ihreBasteleien und handwerklichen Produkte zu verkaufen. Meine kleinen Deutschlandfahnen bewirken die Frage, ob ich aus Kansas sei.-Nun ein bißchen mehr Bewunderung als einzigster Ausländer hatte ich mir schon erhofft gehabt....

30 Kilometer vor der Stadt ist der Start mit einer Amerikaflagge und 7 mobilen Klohäuschen gekennzeichnet.Ich parke mein Wohnmobil 10 Meter von der Startlinie entfernt, aber in respektvollem Abstand zu den Klohäuschen.
Auf der steinigen Wiese am Start zelten 2 Läufer. Das Wohnmobil bietet Schatten vor der heißen Präriesonne, sodass die 2 Männer gerne zu einem Gespräch bereit sind. Es sind zwei Ex-Irakkrieger mit merkwürdigem Akzent.
Als die Glutsonne hinter den Rocky Montains untergeht wid es schnell empfindlich kalt. Immmerhin ist der Start. 1500 mehr über den Meerespiegel gelegen.
Beim Einschlafen geh ich in Gedanken die Strecke durch: eine riesige, quadratische Pfanne mit einem Stiel bei Meile 19.Vom Start 8 Meilen und 300 Höhenmeter abwärts in die Prärie. Dann beginnt die Tortur auf “upaved Road”, mehrfach einige hundert Höhenmeter hoch und runter um dann einer Skisprungschanze gleich bei Meile 19 von 1300 auf über 1500 Höhenmeter anzusteigen. Danach mehrere Hügel bis zum Ziel bei Meile 26 und ein bißchen. Der Halbmarathon sollte entgegengesetzt gelaufen werden.Start , beide Läufe um 6:30 Uhr.

Um etwa 3:30 werde ich durch eine unangenehme Eigenart der Amerikaner geweckt: ein amerikanisches Auto, ohnehin nicht gerade leise, muss exakt eingeparkt sein, auf einer großen Wiese an sich kein Problem(für einen Europäer), wäre da nicht mein Wohnmobil, an welchem sich alle ankommenden Autos anordnen und in exakter Linie sich ausrichten.

Durch das kleine Fenster des Campers ein gespenstisches Wirrwar: hell erleuchtet durch grelles Generatorenlicht werden zahllose Autos von Männern mit roten und grünen “Laserschwertern” dirigiert. Da jedes Auto eines Läufers von 3 bis 4 Wagen der Freunde und Familienmitgliedern begleitet wird, gleicht die Szene der Ankunft eines Kampfgeschwaders auf einen Flugzeugträger. Obwohl außerhalb des Lichtkegels es noch stockdunkel war, bildeten sich vor den Klohäuschen meterlange Warteschlangen, und eine ungewöhnlich große Anzahl kläffender Kleinstköter machte das Chaos perfekt.

An Schlaf war nicht mehr zu denken, so grübelte ich in den nächsten Stunden über Streckenverlauf und angemessener Laufkleidung nach.
Als ich um 6:25 aus dem Wohnwagen raustrete um zur Startlinie vorzugehen, hatte ich mich für ein ärmelloses Hemd und kurzer Laufshort entschlossen, obwohl es um die 5 Grad kalt war.

Sämtliche Mitläufer hatten mindestens knielange Laufhosen an, viele Handschuhe und langarmige Hemden. Ausgerüstet mit denm neuesten Schnickschnack und Bändeln und sonstigen Assessoires.
Das Durchschnittsgewicht der Läufer lag erstaunlicherweise deutlich unter dem derjenigen bei einem deutschen Stadtmarathon.
Obwohl ich auch einige Dicke sah, so waren die meisten Läufer ausgemergelte, halbverhungerte Gestalten, wie ich sie selbst in der Spitzengruppe eines Stadtmarathons nicht oft gesehen habe.
Relativ viele Frauen, obwohl man einige als solche erst beim 2. Hingucken als solche , und nicht als Skelett identifizieren konnte.

Vor der Marathonstartlinie war eine Linie für die Halbmarathonläufer. Allgemeine Verwirrung, da niemand recht wusste auf welcher Linie er starten sollte.
Unter der amerikanischen Flagge war nun eine Digitalanzeige angebracht, der Countdown war schnell abgelaufen und ich wunderte mich ,warum niemand loslief, ich dachte, wie wollen die denn die Zeit jetzt messen???? als ein Offizieller ein Gebet sprach: “...aufdass Gott den Soldaten im Irak und uns beim Marathon die Kraft gibt...labarababer.....”














“Oh Mann”, dachte ich....jetzt noch um göttlichen Beistand beten, Training wäre besser gewesen....
Ich dachte jetzt geht’s los!
Nix! Erst die Nationalhymne von Montana! geht’s jetzt los???
Nix! Nun die Nationalhymne von USA
Die Halbmarathonis , vor der Startlinie stehend, drehten sich zu uns nach hinten zur Startlinie um, dort hängt die Flagge, -ich war der Einzigste, der nicht die Hand aufs Herz drückte J
Die Leute ringen noch mit den Tränen, als der Typ auf dem Lastwagenanhänger mit neu Maschinengewehr!!!!!! Ratatatatatat den Startschuß gibt.

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